Der Linux-Markt wird aufgemischt
Mit den Worten "uns fehlt ein Betriebssystem" hat Larry Ellison, Chef des Datenbankgiganten Oracle, am Montag Führungsanspruch auf dem Linux-Markt angemeldet. Der heftig kritisierte Linux-Weltmarktführer Red Hat stürzte prompt an der Börse ab.
Quasi nebenbei merkte Ellison an, dass man in den letzten Monaten überlegte, den zweitgrößten Linux-Distributor Novell [Suse Linux] aufzukaufen.
Zum Linux-Weltmarktführer Red Hat aber fand Ellison diese deutlichen Worte: "Ich glaube nicht, dass Oracle und IBM mit Red Hat ein zweites Microsoft wollen." Novell ist der zweitgrößte Linux-Distributor nach Red Hat.
Ellisons Äußerungen zeigten sofort Wirkung an der Börse, die Red-Hat-Aktie verfiel am Montag um mehr als sieben Prozent, die Papiere von Novell gewannen 2,5 Prozent dazu.
Bislang fehle dem Unternehmen ein eigenes Betriebssystem als Alternative zu Microsofts Windows. "Man könnte argumentieren, das es für uns sehr sinnvoll wäre, Linux zu vertreiben und Support dafür zu bieten", so Ellison weiter.
Mit den Akquisitionen von Peoplesoft, Siebel Systems und mehreren kleineren Firmen hatte Oracle in den letzten beiden Jahren um 19 Milliarden Dollar Hersteller von Business-Software aufgekauft.
Diese so genannten CRM-Systeme [Customer Relationship Management Systems] haben zwar einen Anteil an Servern für Datenbanken, Storage bzw. Middleware, laufen aber auch auf den gewöhnlichen Rechnern, wie sie in großen Mengen in jedem Unternehmen stehen.
Hier würde ein einheitliches Betriebssystem, für das nicht einmal Lizenzgebühren anfallen, naürlich sehr viel Sinn ergeben: vereinfachte Wartung der Systeme und sinkende Entwicklungskosten
Diese Firma entwickelt so genannte Middleware für Unternehmenslösungen, das heißt auf Basis einer freien Linux-Lizenz werden da alle möglichen bestehenden Systeme in einer Firma zur Zusammenarbeit gebracht.
Dass so hoch spezialisierte Software noch dazu für den Unternehmensbereich kostenlos weitergegeben wird, musste einen Anbieter von hoch profitabler Unternehmens-Software wie Oracle natürlich auf den Plan rufen.
Ganz offensichtlich ist Ellison mit der aktuellen Linux-Entwicklung ebensowenig zufrieden wie der Gründer des Massachussetts Institute of Technology, Nicholas Negroponte.
Der hatte zuletzt scharfe Kritik am aktuellen Status der Linux-Distributionen geübt. "Linux ist zu fett geworden", so der Kommentar. Ähnlich wie Windows schleppe das freie Betriebssystem zu viel ungenutzten Code mit sich herum, sagte Negroponte.
In der Tat wurden die Linux-Distributionen von Suse bis Red Hat in den letzten Jahren so umfangreich bzw. aufgeblasen, dass sie längst nicht mehr mit einer DVD das Auslangen finden.
<< Home